Demographische Entwicklung - Alter und Pflege

Schriftliche Anfrage der Stadträtin Lara Gabriel /Antwort im Rat 10.11.2023

Anfrage von Lara Gabriel

1. Wie viele in Bergheim gemeldete Menschen werden voraussichtlich (aktuelles Melderegister) am 01.01.2035 ein Alter von 70 Jahren überschritten haben? Ausgehend davon, dass Sie zwischen heute und dem 01.01.2023 nicht verzogen oder verstorben sind und ohne eine Prognose von Zuzügen?

Antwort der Verwaltung: 

Am 01.01.2023 lag die Zahl der Einwohner im Alter über 59 Jahre in Bergheim bei 20.498 Personen.

Dies entspricht 31,08% der Gesamtbevölkerung von 65.923 Einwohnern. Allerdings ist eine schlichte Übernahme dieser Zahlen in das Jahr 2035 nicht sinnvoll. Die fernere Lebenserwartung in höheren Altersjahren ist in Deutschland in den letzten rund 150 Jahren deutlich gestiegen, unterliegt aber seit 2021 jährlichen Schwankungen bzw. einer Abnahme ( vergl. Statistisches Bundesamt Deutschland - GENESIS-Online: Ergebnis 12621-0002 (destatis.de)).

Eine seriöse Hochrechnung in der von der Fragestellerin verlangten Art für das Jahr 2035 muss wissenschaftliche Standards wie z.B. eine Prognose zur Entwicklung des Medianalters und zur durchschnittlichen Lebenserwartung der gesamten gefragten Personenkohorte mit Blick auf das Jahr 2035 berücksichtigen. Diese Prognose wiederum hängt allerdings indirekt auch mit der Erwartung des künftigen Zuzugs nach Bergheim zusammen, der sich nicht nur auf die Personenanzahl, sondern auch auf die Höhe der weiteren durchschnittlichen Lebenserwartung der abgefragten Personengruppe auswirkt. In dem in der Ratssitzung vom 13.2.2023 vorgestellten Gutachten „Soziale Integration im Rahmen einer integrierten kooperativen Sozialplanung“ (Ds. 82/2023) führt der Autor Prof. Kurtenbach zu dieser Thematik - allerdings in Bezug auf das Medianalter der Gesamtbevölkerung des Rhein-Erft-Kreises- folgendes aus (S. 29):

"Der Rhein-Erft-Kreis wies lange ein … Medianalter wie alle Kreise in NRW auf und zugleich höher als die kreisfreien Städte. Allerdings hat sich der Anstieg des Medianalters, wie er in allen Kreisen NRWs zu beobachten war, so nicht im Rhein-Erft-Kreis fortgesetzt. Das Medianalter hat sich eher stabilisiert bzw. ist um 0,1 Jahre sogar leicht gesunken. In der Regel liegt dies an Zuwanderung, wahrscheinlich sowohl aus der Großstadt Köln als auch aus dem Ausland…“

Eine wissenschaftliche Prognose für das Jahr 2035 in Bezug auf die heute 59 Jahre alten und älteren Personen in Bergheim kann von der Verwaltung im Rahmen der Beantwortung einer Schriftlichen Anfrage nicht geleistet werden. Eine Prognose wurde allerdings in mehreren Varianten in Kapitel 2 „Projektion der Entwicklung“ des Wohnmonitors Bergheim des Pestel-Instituts in der Sitzung des Haupt-, Sozial- und Personalausschusses am 12.11.2019 vorgestellt (Ds. 425/2019). Das „Bergheim Wohnungsmarktprofil“ der Wohnungsmarktbeobachtung der NRW-Bank, auf das die Verwaltung bereits in der Ds 379/2023 für die Sitzung des Ausschusses für Soziales, Finanzen und Liegenschaften am 8.11.2023 hingewiesen hat, stellt auf der Grundlage der Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung 2021 bis 2050 von IT-NRW die Entwicklung in Bergheim wie folgt dar (S. 24):

Abbildung siehe hier

2. Wie viele Alten(pflege) Einrichtungen gibt es in Bergheim? Wie viele Plätze stehen in Altenpflegeheimen zur Verfügung?

Antwort der Verwaltung: 

Im Bergheimer Stadtgebiet befinden sich fünf Alten/Pflegeheime mit insgesamt 483 vollstationären Plätzen, 24 eingestreuten Kurzzeitpflegeplätzen (räumlich nicht festgelegte vollstationäre Dauerpflegeplätze in Altenpflegeheimen, die für die Kurzzeitpflege genutzt werden können), zwei solitären Kurzzeitpflegeplätzen (Kurzzeitpflegeplätze, die räumlich klar von anders genutzten Räumlichkeiten getrennt sind und als räumlich und organisatorisch eigenständig geführte Einrichtung oder Einheit geführt werden). Desweiteren gibt es in Bergheim zwei Tagespflegeeinrichtungen mit insgesamt 28 Plätzen. Auf Kapitel 7.2 „Versorgungslage in der Stadt Bergheim“ des Fortschreibungsberichtes 2021 der „Kommunalen Pflegeplanung im Rhein-Erft-Kreis“, von der Verwaltung dem Ausschuss für Soziales, Finanzen und Liegenschaften zur Kenntnis gegeben in dessen Sitzung am 9.11.2022 (Mitteilungsvorlage mit Tischvorlage 432/2022) wird verwiesen. Abrufbar unter: Pflegeplanung REK 2021 (rhein-erft-kreis.de).

3. Wie viele Plätze stehen durch die mobile Altenpflege und Alltagshelferinnen zur Verfügung?

Antwort der Verwaltung: 

Auf Kapitel 5.1 „Pflegerische Angebote“ des Fortschreibungsberichtes 2021 der „Kommunalen Pflegeplanung im Rhein-Erft-Kreis“, (s. die Antwort zu Frage 2) wird verwiesen. Demnach existierten 12 ambulante Pflegedienste in Bergheim und 81 im Rhein-Erft-Kreis. Feste Platzzahlen sind mit dem Einsatz der ambulanten Pflege nicht verbunden.

4. Gibt es Kosten, die der Kommune entstehen und nicht weitergegeben werden können, wenn sich im Stadtgebebiet eine große Zahl von Menschen in der Grundsicherung in Seniorenwohnheimen befinden oder in Seniorenwohnheime umziehen?

Antwort der Verwaltung: 

Die Kreisstadt Bergheim ist über die Kreisumlage an den Bereitstellungskosten für die Grundsicherung bei Heimpflegefällen beteiligt; die Höhe lässt sich allerdings nicht gesondert ausweisen.

5. Welche Kosten entstehen Kommunen im Allgemeinen in der Bereitstellung einer Infrastruktur für Senioreneinrichtungen und Dienste?

Antwort der Verwaltung: 

Siehe Beantwortung zu Frage 4

6. Wie hoch schätzt die Verwaltung den Investitionsbedarf im Bereich Organisation und Liegenschaften zur Gewährleistung von „Älterwerden" in Würde für den Bergheimer Haushalt in den nächsten 15 Jahren?

Antwort der Verwaltung: 

Für eine hinreichend konkrete Bezifferung des Finanzbedarfs fehlt es an aussagekräftigen Erfahrungswerten. Eine Szenarienberechnung (Welche Infrastruktur ist gemeint? Was umfasst „Seniorendienste“? etc.) würde den Rahmen einer Anfrage bei weitem übersteigen und wäre auch durch die Verwaltung nur unter kostenpflichtiger Zuhilfenahme externer Gutachter zu bewerkstelligen. Die Errichtung und der Betrieb von Alten- und Pflegeheimen in kommunaler Trägerschaft ist durch die Kreisstadt Bergheim ist derzeit nicht vorgesehen.

7. Wie viele Menschen werden in Bergheim, Parameter wie oben, über 18 Jahre und unter 50 Jahre alt sein am 01.01.2035?

Antwort der Verwaltung: 

22.402 Personen in Bergheim sind heute zwischen 7 und 39 Jahre alt. Das entspricht rund 34% der Bevölkerung. Auf die Ausführungen zu Frage 1 wird verwiesen.

Quelle:https://ratsinfo.bergheim.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZRSDZ4BUOF39WAKc-IJTZwWHQyZrx2-DEh-9QOc0u5Jd/schriftliche_Anfrage_522-2023_1._Nachtrag.pdf